Alois Kaufmann kommt 1934 als uneheliches Kind in Graz zur Welt. Die Mutter gibt ihn sofort nach der Geburt weg, später kommt er von Graz nach Wien zu verschiedenen Pflegefamilien. Er ist ein „schlimmes“ Kind und wird 1943 von seiner letzten Pflegemutter in die Kinderübernahmestelle der Gemeinde Wien in der Lustkandlgasse gebracht und weiter in die NS-Kindereuthanasieanstalt „Am Spiegelgrund“ überwiesen. Dort bleibt er als „schwer erziehbares Kind“ drei Jahre bis zur Befreiung eingesperrt. Nach dem Krieg ist Kaufmann in der SPÖ organisiert und setzt sich unermüdlich für die Aufarbeitung der Verbrechen am „Spiegelgrund“ ein. Seine grauenhaften Kindheitserinnerungen an die NS-Kindereuthanasieanstalt lassen ihn sein ganzes Leben lang nicht los. Er ist Autor mehrerer Bücher und Theaterstücke, in denen er seine Erlebnisse verarbeitet. Alois Kaufmann ist im März 2018 in Wien verstorben.
Das Interview mit Alois Kaufmann ist 2015 entstanden und dauert in voller Länge beinahe zwei Stunden. Das obige Videoporträt wurde von Markus Barnay wie eine Kurzdokumentation gestaltet und weist einen dramaturgischen Erzählbogen auf. Das unten stehende 25-minütige Interview hingegen ist weniger als eigenständiger Kurzfilm gedacht, sondern steht im Zusammenhang mit dem auf seiner Basis erarbeiteten Lernmodul ("Überleben 'Am Spiegelgrund'"). Es besteht aus einer Aneinanderreihung von Sequenzen, die Martin Krist, der Verfasser des Lernmoduls, ausgewählt hat.
